Die Moderne
- Andreas Bricks

- 16. Juli
- 3 Min. Lesezeit
ca. 1900 - 1968)

Der Bauhausstil, der seine Wurzeln im frühen 20. Jahrhundert in Deutschland hat, revolutionierte die Architektur und das Design, indem er sich von überflüssigen Ornamenten und traditionellen Formen abwandte. Im Kern war das Bauhaus eine Schule, die 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde. Ihr Leitgedanke war die Synthese von Kunst und Handwerk mit dem Ziel, funktionale und ästhetisch ansprechende Gestaltung für den Alltag zu schaffen. Die Ideale des Bauhauses waren nicht nur auf die Architektur beschränkt, sondern durchdrangen auch Möbeldesign, Grafikdesign, Malerei und sogar Bühnenbild.
Die architektonische Sprache des Bauhauses ist unverkennbar und zeichnet sich durch eine reduzierte, klare und sachliche Formensprache aus. Der berühmte Leitsatz „Form follows function“ – die Form folgt der Funktion – war dabei das oberste Gebot. Das bedeutete, dass jedes Element eines Gebäudes einem praktischen Zweck dienen sollte, ohne unnötige Dekorationen oder Verzierungen. Typisch sind kubische Baukörper, oft mit einem Flachdach oder einem flach geneigten Satteldach ohne Dachüberstand, was den Gebäuden eine minimalistische und zeitlose Ästhetik verleiht. Die Fassaden sind meist schlicht und glatt verputzt, oft in Weiß oder hellen Grautönen, wodurch die geometrischen Formen noch stärker zur Geltung kommen.
Ein weiteres prägendes Merkmal sind große Glasflächen und liegende Fensterbänder, die nicht nur für optimale Lichtverhältnisse im Inneren sorgen, sondern auch eine fließende Verbindung zwischen Innen- und Außenraum herstellen. Der Einsatz moderner Materialien wie Stahl, Glas und Beton war wegweisend und ermöglichte neue Konstruktionsformen, darunter transparente und schwebende Elemente. Im Inneren der Gebäude finden sich oft offene Grundrisse, die durch Säulen oder frei stehende Wände flexibel strukturiert werden können. Auch hier dominieren klare Linien und eine minimalistische Gestaltung.
Die Farbpalette in der Architektur des Bauhauses war anfänglich oft reduziert auf die sogenannten Primärfarben Rot, Gelb und Blau sowie die Nichtfarben Schwarz, Weiß und Grau, wobei heutzutage weiße Putzfassaden mit dunklen Fenstern als typisch gelten. Der Fokus lag stets auf einer rationalen und klar strukturierten Bauweise, die auch den Einsatz von vorgefertigten Bauteilen und die Integration technischer Errungenschaften wie Zentralheizungen umfasste, um bezahlbaren Wohnraum für alle Menschen zu schaffen.
Zu den berühmtesten Bauwerken des Bauhausstils gehört das Bauhausgebäude in Dessau, entworfen von Walter Gropius selbst. Dieses Gebäude, das 1926 fertiggestellt wurde, gilt als Ikone der Moderne und verkörpert die Prinzipien der Schule in seiner funktionalen und transparenten Gestaltung. Ein weiteres wichtiges Beispiel ist das Meisterhaus Muche/Schlemmer in Dessau, das ebenfalls die kubische Formensprache und den Fokus auf Funktionalität aufzeigt. In Weimar steht das Haus Am Horn, ein Versuchshaus aus dem Jahr 1923, das den Gedanken des erschwinglichen Wohnens und die Einheit von Kunst und Handwerk demonstrierte. Auch die Siedlung Dessau-Törten, von Gropius entworfen, zeigt die Umsetzung des sozialen Wohnungsbaus nach Bauhaus-Prinzipien.
Neben Walter Gropius prägten weitere Persönlichkeiten den Bauhausstil entscheidend. Ludwig Mies van der Rohe, der das Bauhaus später leitete, trug maßgeblich zur Entwicklung des „Internationalen Stils“ bei, der die klaren Linien und reduzierten Formen des Bauhauses weltweit verbreitete. Sein Barcelona-Pavillon von 1929 ist ein herausragendes Beispiel für seine minimalistische Ästhetik. Marcel Breuer, ein Absolvent des Bauhauses, wurde bekannt für seine revolutionären Stahlrohrmöbel wie den Wassily-Stuhl, die die industriellen Möglichkeiten der Zeit aufgriffen. Weitere bedeutende Künstler und Lehrer am Bauhaus waren Paul Klee und Wassily Kandinsky, die durch ihre theoretischen und praktischen Arbeiten die Farb- und Formlehre der Schule beeinflussten, sowie László Moholy-Nagy, der sich intensiv mit Fotografie und Typografie auseinandersetzte.
Der Bauhausstil war nicht nur eine architektonische Bewegung, sondern eine umfassende Philosophie, die das Design nachhaltig beeinflusste und bis heute in der modernen Architektur und Produktgestaltung nachwirkt.



Kommentare