Immobilienwissen - P
- Andreas Bricks
- 13. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

In unserer Rubrik Immobilienwissen erklären wir Begriffe von A - Z
P
Passivhaus
Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das so energieeffizient ist, dass es kaum externe Heizenergie benötigt. Der Begriff "passiv" bezieht sich auf die Nutzung passiver Wärmequellen, wie Sonneneinstrahlung, die Abwärme von Personen und Haushaltsgeräten.
Was ist ein Passivhaus?
Ein Passivhaus ist nicht gleichbedeutend mit einem Nullemissions- oder Nullenergiehaus. Während letztere oft zusätzliche Technologien zur Energieerzeugung (wie Solaranlagen) nutzen, um den gesamten Energiebedarf zu decken, liegt der Fokus beim Passivhaus primär auf der Reduzierung des Energieverbrauchs. Das bedeutet, der Heizwärmebedarf pro Jahr liegt bei unter 15 kWh pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Bei einem durchschnittlichen Neubau liegt dieser Wert oft über 50 kWh/m²a, bei einem unsanierten Altbau sogar deutlich darüber.
Die 5 Grundprinzipien des Passivhauses
Die hohe Energieeffizienz eines Passivhauses basiert auf fünf zentralen Bausteinen, die zusammen ein hochwirksames System bilden:
Hervorragende Wärmedämmung: Die Gebäudehülle, bestehend aus Wänden, Dach und Bodenplatte, ist sehr dick und lückenlos gedämmt. Dies minimiert Wärmeverluste im Winter und schützt vor Überhitzung im Sommer. Typische Dämmstärken können dabei 25 bis 40 cm betragen.
Passivhaus-Fenster: Spezielle dreifachverglaste Fenster mit hochgedämmten Rahmen und optimierten Scheibenzwischenräumen sind Standard. Sie minimieren den Wärmeverlust, lassen aber gleichzeitig die passive Sonnenenergie ins Haus. Die Verglasung hat in der Regel einen U-Wert von 0,8 W/(m²K) oder besser.
Wärmebrückenfreie Konstruktion: Eine Wärmebrücke ist eine Stelle im Bau, an der Wärme leichter nach außen dringen kann (z.B. an Balkonanschlüssen oder unsauber gearbeiteten Dämmstößen). Passivhäuser sind so konzipiert, dass diese Schwachstellen vollständig vermieden werden, um unnötige Wärmeverluste zu verhindern.
Luftdichte Gebäudehülle: Die gesamte Gebäudehülle muss absolut luftdicht sein. Dies wird mit einem sogenannten Blower-Door-Test überprüft. Eine luftdichte Hülle verhindert, dass kalte Außenluft unkontrolliert eindringt oder warme Innenluft entweicht.
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung: Da das Haus luftdicht ist, ist eine manuelle Fensterlüftung zur Zufuhr von Frischluft nicht effizient. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung sorgt kontinuierlich für frische, gefilterte Luft. Das Besondere daran ist die Wärmerückgewinnung: Die warme Abluft gibt ihre Wärme an die kalte Zuluft ab, bevor sie nach außen strömt. So werden bis zu 90% der in der Abluft enthaltenen Wärme wiederverwendet, was den Heizbedarf extrem reduziert.
Vorteile eines Passivhauses
Extreme Energieeinsparung: Der größte Vorteil ist der sehr geringe Energieverbrauch für Heizung und Kühlung, was zu drastisch reduzierten Nebenkosten führt.
Hoher Wohnkomfort: Die gleichmäßige, konstante Raumtemperatur und die ständige Zufuhr von frischer, gefilterter Luft schaffen ein sehr angenehmes Wohnklima. Zugluft durch undichte Stellen gibt es nicht.
Verbesserte Luftqualität: Die Lüftungsanlage filtert Pollen und Feinstaub, was besonders für Allergiker vorteilhaft ist.
Lärmschutz: Die dicke Dämmung und die hochwertigen Fenster bieten einen sehr guten Schallschutz.
Wertsteigerung: Ein Passivhaus hat einen hohen Wiederverkaufswert, da es den zukünftigen Anforderungen an klimafreundliches Bauen bereits entspricht.
Ist ein Passivhaus die richtige Wahl für mich?
Die Anfangsinvestition für den Bau eines Passivhauses ist in der Regel etwas höher als bei einem konventionellen Gebäude. Dies liegt an den hochwertigeren Baumaterialien (Dämmung, Fenster, Lüftungsanlage). Allerdings amortisieren sich diese Mehrkosten oft innerhalb weniger Jahre durch die massiv reduzierten Energiekosten.
Passivhäuser sind nicht nur ein Trend, sondern eine bewährte und zukunftssichere Bauweise, die sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bietet. Sie tragen aktiv zum Klimaschutz bei und bieten gleichzeitig einen unschlagbaren Wohnkomfort. Bevor Sie sich entscheiden, empfiehlt sich die Beratung durch einen spezialisierten Architekten oder Energieberater, der Ihnen die Machbarkeit und die genauen Kosten für Ihr Bauprojekt aufzeigen kann.
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