Die Bauepoche Rokoko
- Andreas Bricks
- 13. Mai
- 2 Min. Lesezeit
(ca. 1730–1770 n. Chr.)

Die Bauepoche des Rokoko, die sich etwa zwischen 1730 und 1770 in Europa entfaltete, kann als eine Weiterentwicklung und gleichzeitige Abkehr vom Barock verstanden werden. Während der Barock von monumentaler Pracht, strenger Symmetrie und der Repräsentation von Macht und Herrschaft geprägt war, suchte das Rokoko nach Leichtigkeit, Eleganz und intimer Verspieltheit. Anstelle von wuchtigen Formen und dunklen Farben traten zarte Linien, asymmetrische Kompositionen und eine helle, oft pastellfarbene Farbpalette.
Im Bereich der Architektur manifestierte sich der Rokoko weniger in neuen Bauformen als vielmehr in der Umgestaltung und Verfeinerung bestehender Strukturen, insbesondere im Bereich der Innenausstattung. Die Fassaden von Rokokobauten zeigen oft eine subtilere Gliederung und einen reicheren, aber weniger strengen Ornamentenschatz als im Barock. Im Inneren jedoch entfaltete sich die ganze Pracht des Rokoko. Räume wurden zu heiteren und anmutigen Orten verwandelt, in denen Stuckaturen in geschwungenen Linien, Rocaillen genannten muschelartigen Ornamenten, floralen Motiven und spielerischen Figurationen die Wände und Decken überzogen. Spiegel wurden raffiniert eingesetzt, um Räume optisch zu erweitern und das einfallende Licht auf fantasievolle Weise zu reflektieren. Die Möbel dieser Epoche zeichneten sich durch geschwungene Formen, zierliche Intarsien und kostbare Materialien aus.
Obwohl der Rokoko in Deutschland regional unterschiedliche Ausprägungen erfuhr, beispielsweise das friderizianische Rokoko in Preußen, das sich durch eine gewisse Strenge und den Einfluss des Klassizismus auszeichnete, oder das süddeutsche Rokoko mit seiner überschäumenden Dekorationsfreude, lassen sich einige bedeutende Bauwerke nennen, die den Geist dieser Epoche auf einzigartige Weise verkörpern.
Hierzu zählt zweifellos die Wieskirche in Bayern, ein Meisterwerk des Baumeisters Dominikus Zimmermann, deren Innenraum mit seiner prachtvollen Stuckdekoration und den illusionistischen Deckenmalereien einen geradezu himmlischen Eindruck vermittelt. Auch das Schloss Sanssouci in Potsdam, die Sommerresidenz Friedrichs des Großen, mit seinen eleganten Pavillons und der harmonischen Einbettung in die Landschaft, ist ein hervorragendes Beispiel für das friderizianische Rokoko. In München beeindruckt das Amalienburg im Nymphenburger Schlosspark mit seinen feinen Stuckarbeiten und dem berühmten Spiegelkabinett. Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist das Neue Schloss Bayreuth mit seinem prunkvollen Markgräflichen Opernhaus, dessen Innenausstattung die festliche und elegante Atmosphäre des Rokoko widerspiegelt. Diese Bauwerke zeugen von dem Wunsch der Epoche nach Schönheit, Vergnügen und einer verfeinerten Lebensart.
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